Blick in die USA, den grössten Gesundheitsmarkt der Welt

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Der Build-Back-Better-Plan des amerikanischen Präsidenten hat auch Auswirkungen auf Healthtech-Anbieter aus der Schweiz.

Die USA sind für die meisten Schweizer Healthtech-Unternehmen nach der EU der wichtigste Absatzmarkt. Entwicklungen, die die Absatzchancen im grössten Gesundheitsmarkt der Welt beeinflussen, sind deshalb eng zu verfolgen. Mit seinem überarbeiteten Plan «Build Back Better» (BBB) wird Präsident Biden nicht nur viele Investitionen anstossen, sondern auch stärker in die Gesundheitsversorgung eingreifen.

Build Back Better: Stossrichtungen in der Gesundheitsversorgung

Der Plan umfasst insgesamt zusätzliche Bundesausgaben von 1.85 Billionen US-Dollar. Ein Teil davon soll auch in die Verbesserung der Gesundheitsversorgung fliessen. Noch handelt es sich nicht um die finale Version, die dereinst auch vom Kongress geprüft werden muss. Dennoch zeichnen sich im Bereich der Gesundheitsversorgung folgende Stossrichtungen ab:

  • Die erhöhte staatliche Kostenbeteiligung für Einzelpersonen an den Prämien der Gesundheitsversicherungen soll erst 2025 statt 2022 auslaufen.
  • Etwa 2.2 Millionen Erwachsene in den USA fallen bei Medicaid – dem Gesundheitsfürsorgeprogramm für Personen mit geringem Einkommen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung – zwischen Stuhl und Bank verschiedener Förderprogramme. Die «Medicaid-Versorgungslücke» soll von 2022 bis 2025 durch den BBB-Plan finanziert werden.
  • Die Bundesstaaten sollen erhöhte Zuschüsse erhalten für die Finanzierung lokaler oder heimbasierter Langzeitpflegeleistungen. Insbesondere soll in die Qualität investiert werden. Weiter sollen die Stundenansätze der Pflegekräfte angehoben werden.
  • Der Bundesbeitrag an die Finanzierung verschiedener staatlicher Gesundheitsprogramme soll erhöht und die Deckung ausgebaut werden, so sollen bspw. Hörgeräte neu abgegolten werden. Die Absatzchancen auch für Schweizer Hersteller dürften steigen. Gestrichen wurden hingegen staatliche Beiträge für eine Verbesserung der Augen- und Zahnversorgung.
  • Die zuerst diskutierte Preisregulierung für verschreibungspflichtige Medikamente wurde (vorerst) fallengelassen. Schweizer Hersteller wären davon direkt betroffen gewesen.

Preisregulierung vs. tiefgreifende Reformen

Die Preisregulierung verschreibungspflichtiger Medikamente ist eine regelmässig wiederkehrende Forderung in der amerikanischen Gesundheitspolitik. Sie erscheint vielerorts als eine bequeme Alternative zu substanziellen Reformen des Gesundheitsmarktes, die insgesamt die Kosten noch mehr dämpfen würden als eine Preisregulierung allein. Ein grosses Problem regulierter Preisbildung ist, dass die betroffenen Unternehmen versuchen, die Ausarbeitung der Regeln zu beeinflussen. Sie heuern Heerscharen von Anwälten und Lobbyisten an, um sich vorteilhafte Rahmenbedingungen zu sichern. Mit der Zeit neigen die eingeführten Regeln deshalb dazu, die etablierten Unternehmen zu begünstigen und neue Marktteilnehmer zu behindern.

Die genauen Kosten der einzelnen Teile des BBB-Plans müssen noch durch das Congressional Budget Office geschätzt werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Chancen für Schweizer Anbieter auf dem amerikanischen Markt verbessern dürften.

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